Gaststätte "Zur guten Quelle"

früher Bahnhofstraße 1, dann Stalinstraße 43, zuletzt Eisenberger Straße 43

Galerie Fotos aus der Geschichte

Hermsdorf erhielt 1747 oder 1748 eine zweite Geleitstelle. Diese befand sich im ehemaligen Gasthof „Zur Guten Quelle“ und war bis 1834 in Betrieb.
Zu dieser Zeit war die Gaststätte als letztes Haus in Richtung der alten Handelsstraße und nach Klosterlausnitz. Alle weiteren Häuser in diese Richtung wurden später gebaut.

Hermsdorf hatte 1880 insgesamt 263 Häuser mit 1542 Einwohnern, im Jahr 1892 waren es schon 1.900 und 1895 dann 2.831 Einwohner. Ein weiterer Meilenstein in dieser Entwicklung war der 29.07.1876, die Inbetriebnahme der Eisenbahnstrecke Weimar - Gera. Erst vom 26.04.1897 bis 01.10.1897 wurde das Rathaus erbaut.

Die Gaststätte „Zur Guten Quelle“ war eine von sechs Gaststätten auf dem Straßenabschnitt (ehemalige Bahnhofstraße) bis zur Bahnhofsbrücke.

Das Hausgrundstück ging sehr frühzeitig im Besitz der Gemeinde über. Erster Eigentümer war die KONSUM Genossenschaft Hermsdorf. In alten Unterlagen wurde bereits von der Gemeindegaststätte gesprochen.

Vor dem 1.Weltkrieg kam Gustav Wergin als Gendarm nach Hermsdorf. Er wohnte nachweislich bis 1925 in der Schillerstraße. Durch sein „preußisches Auftreten“ machte er sich nicht beliebt bei den Hermsdorfern. Der wollte sich anfangs in der Gaststätte „Zur Guten Quelle“ bei einer Runde anbietern, die vor gar nichts Respekt hatten. Wie Wergin sich hinsetzte, fragte er leutselig: "Na was trinken wir denn heute? " Das sagte einer: "Wir trinken Wolkenbruch." "Na, dann bringen Sie mir auch ein Glas Wolkenbruch!" und dies war Tropfbier oder auch Spülwasser aus der Theke. Alles lachte, von nun an blieb es beim Spitznamen „Wolkenbruch“.

Die Gaststätte wurde geschlossen und 1945 zog wieder der Konsum ein. Bei der Renuvierung der Räume wurden nachfolgende Deckenbalkengemälde freigelegt.

Foto 1 - Inschrift: Wer nit kann Spass verstehn, soll nit ins Wirtshaus gegen. Ist hier und dort ein Wort zu schaft, drob Niemand sich erzürnen darf.
Foto 1 - Inschrift:
Wer nit kann Spass versteh'n,
Soll nit ins Wirtshaus geh'n.
Ist hier und dort ein Wort zu scharf,
Drob Niemand sich erzürnen darf.
Foto 2 - Ausschnitt von oben.
Foto 2 - Ausschnitt von oben. Die Bedeutung des Spruches auf der "Teufel - Säule" ist unklar.
PAX bedeutet Frieden, Friedensvertrag. DIXI würde die römischen Zahlen 500 - 1 - 10 -1 bedeuten, was auch keinen Sinn ergibt.
Foto 3 - Inschrift: Wer reden will thus Maul uff, Red frisch druff hör bald uff. Kommt ein Ochs in fremde Land, er wird doch als ein Rind erkannt.
Foto 3 - Inschrift:
Wer reden will thu's Maul uff,
Red frisch druff hör' bald uff.
Kommt ein Ochs in fremde Land,
Er wird doch als ein Rind erkannt.

Das Haus war 1950 bei der Landes-Versicherungs-Anstalt Thüringen für 10,70 Mark (!) feuerversichert.

Am 04.01.1950 kündigte das Kommunalwirtschaftsunternehmen der Gemeinde Hermsdorf fristlos den Mietvertrag mit der KONSUM-Genossenschaft Jena. Zahlungsrückstände der Miete waren der Grund.

Am 25.01.1950 wurde der Mietvertrag mit dem Fotografenmeister Ernst Frenkel abgeschlossen. Er hatte aber bereits lange Jahre dort vorher gearbeitet.

14.02.1952 – Willy Fröhlich (Baumeister aus Oberndorf) erneuerte den Schornstein des Hauses und zur gleichen Zeit deckte der Dachdeckermeister Willy Hegel das Dach vollständig neu ein.

Am 06.11.1952 schloss die KONSUM Genossenschaft Stadtroda (diese hatte nichts mehr mit der ehemaligen Hermsdorfer KONSUM Genossenschaft zu tun) einen neuen Mietvertrag über die dortige Verkaufsstelle ab.

08.06.1953
Das Haus erhielt einen durch den Malermeister Karl Weidenhaun einen neuen Außenanstrich, einschließlich Fenster und Türen. Otto Rüdiger (Dachdeckermeister aus Eineborn) erhielt den Auftrag für eine Dachreparatur.

20.10.1954
Die KONSUM Genossenschaft Bad Klosterlausnitz wurde zur Einhaltung und Durchführung der Hausordnung und Müllentsorgung ermahnt. Drei Tage später erfolgt die Rückantwort, darin wird auf den Mieter Fischer (Fotomeister) Bezug genommen, der als Nachmieter für eine Familie Schoner bezeichnet wurde.

04.12.1954
Die KONSUM Genossenschaft beantragt den Einbau einer Gemüse-Spezialverkaufsstelle. Der Antrag wird genehmigt, wobei der KONSUM sich zwecks Straßenordnung selbst mit den Mietern Schilling und Kühne auseinandersetzen sollte. Die Genehmigung erfolgte durch die Gemeinde ein Jahr später – am 23.11.1955.

02.06.1959
Mieter im Haus sind laut Empfangsbestätigung M. Bratfisch und Willy Martin.

10.01.1961
Die PGH „Einheit“ führte eine neuerliche Fassadensanierung durch.

03.01.1963
Willy Martin (Textilwaren und Reinigungsannahme für Fa. Färberei Wendel Gera) kündigte zum 30.06.1963 das Geschäft.

03.08.1963
Die HO Stadtroda kündigte den Einbau einer Fischverkaufsstelle an und forderte dir Räumung der Textilverkaufsstelle (Martin) und Gemüseverkaufsstelle (KONSUM).
Die Gemeinde stimmte den Antrag am 23.09.1963 zu und erteilte zum 20.12.1963 die Baugenehmigung.

25.10.1965
Das Objekt ging in Rechtsträgerschaft und Verwaltung der Kommunalen Wohnungsverwaltung Hermsdorf über.

Oktober 1971
Die KONSUM Genossenschaft Stadtroda eröffnete die Rundfunk- und Fernsehverkaufsstelle im Haus.
Nach der Wende und Abwicklung des KONSUM stand das Objekt lange leer.

21.04.1994
Die erste Genehmigung zum Abriss wurde erteilt.

02.10.1995
Abrissgenehmigung wurde zurück genommen, da sich ein Kaufinteressent gemeldet hatte. Nachdem dieser sein Kaufinteresse zurück nahm,
erfolgte im Herbst 1995 der Abriss des Hauses und die Umgestaltung zum Parkplatz.

Weitere Mieter waren (soweit bekannt):

2. Hermsdorfer Geleitstelle – (1747 / 48 bis 1834)
Büttner, Anna – Dienstmädchen (1912)
Hemmann, Max Richard - Gastwirt (03.04.1913 bis 30.06.1923)
KONSUM Genossenschaft Hermsdorf (erste Lebensmittelverkaufsstelle Juni 1923 – 19??)
Serfling, Willy – Friseur (19?? - 1937)
Martin, Willy „Didid“ –Textilwaren, Annahme Reinigung & Färbung (1948 bis 1963)
KONSUM Genossenschaft Jena ( 19?? – 04.01.1950)
KONSUM Genossenschaft Bad Klosterlausnitz (1954)
Frenkel, Ernst – Fotograf (192? - 25.01.1950 [Mietvertrag] - 195?)
Bratfisch, M – (1959)
Fischer, Walter – Fotograf, (195? – 196?) war zuvor Schulstraße 10
HO Fischverkaufsstelle – (03.08.1963 – 196?)
Karsten, Uwe – Fotograf (1978 bis 1988, dann Eisenberger Str. 59)

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